
Kinder und Jugendliche im Alter von 10;0 bis 17;11 Jahren. Einzel- oder Gruppenbefragung. Die Erfassung reaktiver und proaktiver Aggression kann für Beratungen in pädagogisch-psychologischen Bereichen wie der Schulpsychologie oder für Behandlungen in klinisch-psychologischen Bereichen wie der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie wichtige Hinweise für die Interventionsplanung liefern.
Aggressives Verhalten von Kindern und Jugendlichen äußert sich im Alltag in sehr vielfältiger Weise. International hat in den letzten 20 Jahren die Unterscheidung zwischen proaktiver und reaktiver Aggression immer stärker an Bedeutung gewonnen. Das Konzept der reaktiven Aggression basiert auf der Frustrations-Aggressions-Hypothese und bezeichnet eine defensive Vergeltungsreaktion aufgrund einer wahrgenommenen Bedrohung, Provokation oder Frustration, begleitet von Ärgergefühlen. In diesem Fall ist aggressives Verhalten eine stark ärgergeleitete Reaktion auf eine wahrgenommene Bedrohung oder eine erlebte Frustration. Proaktive Aggression beruht konzeptionell auf der sozialen Lerntheorie und gründet in der Überzeugung, Aggression sei ein probates Mittel, spezifische Ergebnisse zu erzielen. Eine Person, die proaktive Aggression zeigt, nimmt an, dass aggressives Verhalten ein angemessenes Mittel bildet, mit dem man eigene Ziele (kühl berechnend) legitim erreichen kann. Neben Aussagen zum Ausmaß reaktiver und proaktiver Aggression lässt sich mit dem Differentiellen Aggressionsfragebogen (DAF) die Gesamt-Aggression als übergreifendes Maß für aggressives Verhalten bestimmen. Zudem werden jeweils zwei Facetten reaktiver und proaktiver Aggression unterschieden: Wut-Aggression und Defensive Aggressionsattribution für reaktive Aggression sowie Ressourcen-Aneignung und Macht/Dominanz-Ausübung für proaktive Aggression. Die Items werden den Kindern und Jugendlichen zur Selbsteinschätzung vorgegeben. Der Beurteilungszeitraum umfasst die letzten 6 Monate.
Die internen Konsistenzen (Cronbachs Alpha) der Aggressionsskalen schwanken zwischen α = .72 und α = .83. Die Retest-Reliabilitäten (Zeitraum: 6 Wochen) liegen zwischen rtt = .63 und .73.
Zusammenhänge der DAF-Skalen mit anderen Fragebogenskalen (z. B. aus dem SDQ) liefern konvergente und divergente Validitäten. Die Ladungsstruktur der Items in den Faktorenanalysen entspricht den theoretischen Annahmen.
Für die Interpretation individueller Kennwerte liegen T-Werte und Prozentränge für jüngere (10;0-13;11 Jahre) und ältere (14;0-17;11 Jahre) Mädchen und Jungen vor (N = 1.470).
Je nach Alter der Befragten ca. 5 bis 15 Minuten.
In Anwendung seit 2014.
2014