Auch bei normierten Tests kann es manchmal schwierig sein, die Leistungen von Probanden, gerade in den Extrembereichen, richtig einzuschätzen. Das ist der Fall, wenn die Aufgaben in einem Untertest für viele Teilnehmer zu schwer oder zu leicht sind. In den Normtabellen zeigt sich dann ein Boden- bzw. Deckeneffekt. Von Dr. Anne Wyschkon
Was sind Bodeneffekte?
Weist ein Test Bodeneffekte auf, bedeutet dies, dass er nicht (ausreichend) in der Lage ist, Unterscheidungen zwischen Personen mit unterschiedlich schwachen Leistungen zu treffen. So würden beispielsweise in einem Rechentest Probanden, die gar nicht rechnen können, den gleichen Normwert erhalten wie solche, die unterdurchschnittliche oder gar knapp durchschnittliche Leistungen im Fach Mathematik erbringen. Am unteren Ende der Verteilung (dem „Testboden") könnten also keine klaren Aussagen zur Leistungsfähigkeit eines Probanden getroffen werden.
In der Normtabelle des Tests wird dies erkennbar, wenn man sich anschaut, welchen Normwerten die schwächsten Rohwertpunkte zugeordnet sind. In Fällen von extremen Bodeneffekten wird mit dem Erzielen von 0 oder 1 Rohwertpunkt bereits ein durchschnittlicher Normwert (T-Werte ab 40) erreicht, weil mindestens 16 % der Normstichprobe (fast) keine Aufgabe lösen konnten. Nach Durchführung eines solchen Tests kann man also das Vorliegen von Defiziten beim Probanden nicht sicher ausschließen. Auch wenn die Person formal einen durchschnittlichen Normwert erzielt hat, war dafür ja keine echte Leistung erforderlich (im Beispiel: 0 bis 1 Rohwertpunkt).
In einer fiktiven Normtabelle würden Bodeneffekte z. B. so aussehen: