Die Unterschiede zum Vorgänger ELFE 1-6
Welche Verbesserungen gibt es bei ELFE II im Vergleich zur Vorgängerversion ELFE 1-6?
Auch wenn der Test auf den ersten Blick die Struktur von ELFE 1-6 beibehält, stellt ELFE II eine umfassende Überarbeitung dar. Bereits die zugrundeliegende Testtheorie ist eine andere: Bei ELFE II kamen statt der klassischen Testtheorie neue Verfahren der Item Response Theory (IRT) zum Einsatz, die neben der Genauigkeit von Antworten auch die Arbeitsgeschwindigkeit berücksichtigen. Generell haben wir alle Untertests um sehr leichte und sehr schwierige Aufgaben ergänzt, damit Boden- und Deckeneffekte minimiert werden.
Besonderen Wert haben wir auf die Normen gelegt. Die Repräsentativität der Stichprobe wurde verbessert, und der Test kann nun zu jedem beliebigen Zeitpunkt im Schuljahr eingesetzt werden. Grundlage hierfür ist eine von mir und Dr. Alexandra Lenhard entwickelte Normierungstechnik, das sogenannte Nonparametric Continuous Norming.
Die Auswertung wurde durch weiterführende Analysemöglichkeiten, z.B. zum Arbeitsstil und zur Lesegenauigkeit, erheblich verbessert. Neu sind auch die zwei bereits erwähnten Kurzformen.
Was hat sich zusätzlich bei der Computerversion geändert?
Das Computerprogramm wurde komplett neu entwickelt. Zusätzlich zur PC-Durchführung ermöglicht es jetzt auch die Verwaltung aller Testergebnisse, z.B. auch die Generierung von Auswertungsprotokollen für die Papierversion. Der Lesegeschwindigkeitstest aus ELFE 1-6 wurde komplett durch die Schwellenmessung der Worterkennung ersetzt.
Die Reportgenerierung wurde professionalisiert, und das Programm ermöglicht die Ausgabe eines Elternbriefes in fünf verschiedenen Sprachen, darunter auch türkisch und arabisch.
Außerdem wurden die Instruktionen verbessert, und neben der altbekannten Figur der Elfe gibt es mit Mathis nun auch eine männliche Identifikationsfigur, die einigen Anwendern aus unseren Förderprogrammen bekannt sein dürfte.
Was fanden Sie persönlich in der Entwicklungsphase von ELFE II besonders bemerkenswert?
Aus der Leseforschung ist die enorme Streuung der Leistungen zwischen Schülerinnen und Schülern des gleichen Alters bekannt. Dennoch verblüfft es mich immer wieder, wenn ich den Befund anhand eigener Daten sehe: Leistungsstarke Kinder erreichen in ELFE II am Ende der ersten Klasse bereits ein Niveau, das leistungsschwache Jugendliche nicht einmal am Beginn der siebten Klasse aufweisen. Die Varianz innerhalb von Klassenstufen ist also deutlich größer als die Varianz über die Klassenstufen hinweg. Hier zeigt sich die enorme Wichtigkeit einer möglichst frühzeitigen Diagnose und – wo notwendig – intensiver und effektiver Leseförderung, damit leistungsschwache Kinder nicht bereits zu Beginn der Schulkarriere ins Hintertreffen geraten und sich dieser Nachteil noch fortlaufend verstärkt.
Was macht ELFE II zu einem besonderen Testprojekt?
In die Überarbeitung ist sehr viel Arbeit und Herzblut geflossen. Wir haben neue Wege in der Modellierung der Skalen und der Normwerte beschritten. Wir sind zuversichtlich, dass der dabei entstandene Test nicht nur wissenschaftlich solide konstruiert wurde und zuverlässige Diagnosen erlaubt, sondern gleichzeitig auch motivierend gestaltet und leicht anwendbar ist. Ich denke, das Gesamtpaket ist stimmig und ausbalanciert. Wir sind darauf sehr stolz.
Weitere Informationen, Tutorials und Downloads zu ELFE II finden Sie auch hier.