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Dunkle Triade im Job: Risiken erkennen und abwenden

Die Dark Triad of Personality oder – auf deutsch – die Dunkle Triade ist zwiespältig: Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie gelten als sozial problematische Merkmale, werden aber trotzdem oft mit beruflichem Erfolg assoziiert. Für Unternehmen lohnt es sich, den Blick für die dunklen Eigenschaften zu schärfen. Gerade auch, weil sie oft mehr Schaden als Nutzen mit sich bringen. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema zusammengestellt.

Mitarbeiter*innen leiden unter Führungskräften mit dunklen Eigenschaften

Was ist die Dunkle Triade?
Unter dem Begriff „Dunkle Triade der Persönlichkeit“ werden die Eigenschaften Narzissmus, Machiavellismus sowie subklinische Psychopathie zusammengefasst.

Handelt es sich um ein klinisches Störungsbild?
Nein. Entgegen einer klinischen Persönlichkeitsstörung sind sogenannte „dunkle Persönlichkeitseigenschaften“ dimensional verteilt. Das heißt, dass alle Menschen eine bestimmte Ausprägung der Dunkle Triade-Eigenschaften haben. Ob dies letztlich problematisch ist, hängt davon ab, wie stark die Eigenschaften ausgeprägt sind und das Verhalten bestimmen.

Welches Verhalten geht mit diesen Persönlichkeitsmerkmalen einher?
Narzissten haben eine stark überzogene Selbstwertschätzung und ein Gefühl der Überlegenheit. Sie wollen bewundert werden und neigen zu dominantem Interaktionsverhalten. Oft steht dies im Zusammenhang mit einem hohen Anspruchsdenken sowie der Ausbeutung Anderer.
Psychopathen werden neben einem charmanten, interpersonellen Stil vor allem Eigenschaften wie Kaltherzigkeit, Furchtlosigkeit und Impulsivität zugeschrieben. Daneben gehören auch verschiedene kriminelle Vergehen zum vollständigen Bild der Psychopathie.
Machiavellismus wird mit einer manipulativen Persönlichkeit assoziiert. Entsprechend haben Machiavellisten wenig Mitgefühl. Sie sind moralisch und ideologisch flexibel, um ihre Ziele zu erreichen. Sie haben ein zynisches Menschenbild und sind bereit, sich hart und durchsetzungsorientiert zu verhalten.

Dunkle Triade als Kriterium in der Personalauswahl

Warum beschäftigen sich Unternehmen mit dem Thema?
Seit einigen Jahren gibt es einen populären Diskurs rund um das Thema. Vielfach wird dabei darauf hingewiesen, dass Eigenschaften der Dunklen Triade gerade bei Top-Managern besonders oft vorkommen. In diesem Rahmen wird auch behauptet, dass mit der Dunklen Triade assoziierte Verhaltensweisen im Beruf hilfreich seien. Dies sei vor allem in Führungspositionen der Fall.
Das ist allerdings nicht unbedingt richtig. Einzelne Aspekte, wie die positive Selbstdarstellung eines Narzissten können tatsächlich am Arbeitsplatz nützlich sein. Demgegenüber können die meisten der vielfältigen Verhaltensweisen, die mit der Dunklen Triade einhergehen, sogar Schaden verursachen. Zudem profitieren Unternehmen von den wenigen positiven Ausprägungen oft nicht isoliert. Sie kauften sozusagen die negativen Eigenschaften mit ein.

Sind mediale Darstellungen von erfolgreichen Narzissten und Psychopathen also falsch?
Tatsächlich deuten Studien darauf hin, dass es Menschen mit ausgeprägten dunklen Persönlichkeitseigenschaften eher in Führungspositionen schaffen. Sie zeigen dort aber nachweislich keine besseren Leistungen. Bezüglich des globalen Berufs- und Führungserfolgs wurden in Metaanalysen ebenfalls keine positiven Effekte gefunden. Psychopathie und Machiavellismus werden sogar mit eher geringeren beruflichen Leistungen und mehr negativem, destruktivem Führungsverhalten in Verbindung gebracht.

Sind Psychopathen die besseren Manager?
Es ist nicht davon auszugehen, dass Psychopathie – auch nicht in ihrer subklinischen Variante – zu besserem Management führt. Zwar können sich die dunklen Eigenschaften in einzelnen Bereichen, beispielsweise beim Verhandlungserfolg, positiv auswirken. Sind sie allerdings zu stark ausgeprägt, erhöhen sie die Gefahr des so genannten Management-Derailments („Entgleisung“). Entgleiste Führungskräfte verfolgen eigene Ziele, die unter Umständen denen des Unternehmens entgegenstehen.
Darüber hinaus ist es mittlerweile gut erforscht, dass sich die dunklen Persönlichkeitsmerkmale eher negativ auf andere Mitarbeiter/innen auswirken. Auch aus diesem Grund kann es für Unternehmen wichtig sein, potentielle Risikokandidaten bereits vor der Einstellung zu erkennen.

Negative Folgen für Unternehmen und deren Mitarbeiter*innen

Welche negativen Auswirkungen hat der Führungsstil von Menschen mit einer starken Ausprägung von Dunkle Triade-Eigenschaften auf andere Mitarbeiter/innen?
Mitarbeiter/innen leiden unter dem missbrauchenden Führungsstil, der diese Führungskräfte kennzeichnet. In der Folge zeigen sie weniger Einsatz und ihre Arbeitszufriedenheit sowie ihre Leistung sinkt. Die Dunkle Triade steht darüber hinaus in Verbindung mit Verhalten, das einzelne Mitarbeiter/innen direkt schädigt, wie beispielsweise Mobbing.

Sollten Unternehmen Menschen mit „dunklen Eigenschaften“ nicht einstellen?
Personen mit weit überdurchschnittlichen Werten sind mit potenziellen Gefahren für die Organisation und vor allem Kollegen und Geführte verbunden. Sie sollten daher mit großer Vorsicht betrachtet werden.
Generell gilt aber, dass es für Unternehmen wichtig ist, unterschiedliche Ausprägungen der Dunklen Triade zu erkennen. Diese müssen dann mit den Anforderungen der jeweiligen Positionen abgeglichen werden. In manchen Funktionen kann es durchaus sinnvoll sein, Kandidaten mit etwas stärker ausgeprägten dunklen Eigenschaften einzusetzen. In anderen kann das Gegenteil gelten.
Die Herausforderung ist es, diese Eigenschaften valide zu ermitteln und die Anforderungen an die jeweilige Stelle zutreffend einschätzen zu können. Dann kann beides in Übereinstimmung gebracht werden. Wenn beispielsweise einzelne Aspekte etwas höher ausgeprägt sind, und gerade die problematischsten im Normalbereich liegen, kann es in Einzelfällen nützlich sein. Im Normalfall sollten allerdings Personen mit überdurchschnittlich hohen Ausprägungen nicht eingestellt werden, beziehungsweise sollte durch multimodale Personaldiagnostik ihr Risikopotential sehr sorgfältig abgeschätzt werden.

Die Dunkle Triade messen

Wie kann die Dunkle Triade gemessen werden?
Die Dunkle Triade wird normalerweise mit drei verschiedenen Tests gemessen. Bekannte englischsprachige Verfahren sind das Narcissistic Personality Inventory (NPI) für Narzissmus, die Machiavellianism Scale (Mach-IV) für Machiavellismus sowie die Self-Report Psychopathy Scale (SRP) für Psychopathie. Mittlerweile stehen aber auch Verfahren zur Erfassung aller drei Eigenschaften zur Verfügung. Sehr bekannt ist der Short Dark Triad (SD 3).
Diese Tests sind allerdings für den wissenschaftlichen Einsatz, beispielsweise für sozial- oder allgemein-psychologische Anwendungen entwickelt worden. Somit sind sie nicht auf das berufliche Umfeld zugeschnitten. Es kann also aufgrund der Formulierungen sowie der erfassten Inhalte problematisch sein, sie in der operativen Personalarbeit in Unternehmen einzusetzen.

Wie kann ich Dark Triad Eigenschaften potentieller Mitarbeiter/innen messen?
Grundsätzlich kann sich den berufserfolgsrelevanten Aspekten der Dunklen Triade und damit verbundenen Verhaltensweisen einer Person multimodal genähert werden. So kann die Biografie eines Bewerbers nach Indikatoren gescreent oder das praktische Verhalten in simulativen Verfahren, wie Interviews oder Rollenspielen, überprüft werden.
Auch klassische Persönlichkeitstestverfahren liegen mittlerweile für den Arbeitskontext vor. Im deutschsprachigen Raum ist die Dark Triad of Personality at Work (TOP) seit 2016 im Einsatz. Das Verfahren wurde von Prof. Dr. Heinz Schuler und Prof. Dr. Dominik Schwarzinger an der Universität Hohenheim entwickelt.

Inwiefern ist die TOP an die speziellen Anforderungen angepasst, die das berufliche Umfeld mit sich bringt?
Beruflichen Eignungstests werden unter anderem rechtliche und fachliche Grenzen gesetzt. Die TOP ist speziell für die Personalauswahl konzipiert. Sie wurde in Anwendungskontexten an Berufstätigen entwickelt und anhand berufsleistungsrelevanter Kriterien validiert. Im Ergebnis erfasst sie die Merkmale rein berufsbezogen und dimensional verteilt mit guten psychometrischen Eigenschaften. Ihr Einsatz ist damit rechtlich unproblematisch und genügt fachlichen Standards.
Zudem beziehen sich die Items ausschließlich auf den Arbeitskontext. So gibt es beispielsweise keine Fragen nach sehr privaten typischen Kennzeichen von Triade-Merkmalen wie dem Sexualverhalten oder krimineller Vorgeschichte. Neben der rechtlichen Eignung führt der Wegfall von solchen – oft als invasiv empfundenen ­­­­­­­­­­­– Fragen auch zu einer besseren Akzeptanz des Verfahrens.

In welchen Sprachen liegt die TOP vor?
Die TOP gibt es in deutscher, britischer und US-amerikanischer Fassung. Weitere Sprachversionen befinden sich derzeit in Validierung.

Wie lange dauert es, die TOP durchzuführen?
Es handelt sich um ein sehr ökonomisches Verfahren. In der Langform dauert die Durchführung etwa 10 Minuten, die Kurzform unter 5 Minuten. Damit können die TOP-Items auch im Rahmen eines allgemeinen Persönlichkeitstests mit abgefragt werden.

Gibt es Schulungen zur TOP?
Ja, Hogrefe bietet sowohl Schulungen in Göttingen und Bern als auch inhouse an. Die Schulungen umfassen die Grundlagen bezüglich der psychologischen Konstrukte, die der TOP zugrunde liegen sowie ein Training der tatsächlichen Anwendungsszenarien. Dabei wird besonderer Wert auf die Auswertung von Ergebnissen und die Bearbeitung von Fallbeispielen gelegt.

Quellen

Dorsch-Eintrag zu Narzissmushttps://portal.hogrefe.com/dorsch/narzissmus

Dorsch-Eintrag zu Machiavellismushttps://portal.hogrefe.com/dorsch/machiavellismus/

Delroy L. Paulhus, Kevin M. Williams: The Dark Triad of personality: Narcissism, Machiavellianism, and psychopathyhttps://doi.org/10.1016/S0092-6566(02)00505-6

Dominik Schwarzinger, Personalauswahl mit der Dunklen Triade, personalSchweiz, September 2018: 16 -17.