BISS Big Five Soft Skills – ein neues Verfahren zur Erfassung überfachlicher Kompetenzen

Überfachliche Kompetenzen – Soft Skills – wie Empathie, Ausgeglichenheit, Lernbereitschaft spielen in Arbeit und Beruf eine wichtige Rolle. Mit dem neuen Fragebogen BISS - Big Five Soft Skills – lassen sich diese für die Personalauswahl und Personalentwicklung zuverlässig erfassen. Wir haben mit den Testautoren Prof. Dr. Daniel Danner und Dr. Clemens Lechner über das BISS und seine Einsatzmöglichkeiten gesprochen.

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Herr Danner, Herr Lechner, in einem Satz, für wen eignet sich BISS?

Wer Soft Skills im Beruf auf Basis des aktuellsten wissenschaftlichen Kenntnisstands umfassend, reliabel und mit einer hohen Vorhersagekraft für berufliche Outcomes erfassen möchte, ist mit dem BISS gut beraten.

In welchen Bereichen kann das BISS eingesetzt werden?

Das BISS ist ein hervorragendes Tool für Personalentwicklung, Coaching und Personalauswahl. In knapp 15 Minuten können Sie sich ein umfassendes Bild von den Soft Skills einer Person machen, ihre Stärken und Entwicklungspotenziale identifizieren oder prüfen, ob Kandidat*innen sich für einen Job eignen. So erfahren Sie beispielsweise wie kontaktfähig, empathisch, organisiert, belastbar und wissbegierig eine Kandidat*in ist — und das schneller, genauer und belastbarer als in einem Interview, Arbeitszeugnis oder Referenzschreiben.

Das BISS basiert auf dem Big-Five-Modell der Persönlichkeit. Warum haben Sie dieses Modell für die Diagnostik von Soft Skills ausgewählt?

Das Big-Five-Modell ist das empirisch international am besten validierte Strukturmodell der Persönlichkeit. Es hat sich in den letzten drei Jahrzehnten nicht nur als Standardmodell der Persönlichkeitsdiagnostik herauskristallisiert, sondern wird auch in zunehmendem Maße für die Erfassung von Soft Skills angewandt. Dies ist möglich, indem Persönlichkeitseigenschaften als Fähigkeiten reinterpretiert werden. Durch seine Facettenstruktur bietet das Big-Five-Modell die Möglichkeit sowohl zur globalen, sparsamen Erfassung der fünf Domänen - als auch zur umfassenden und feingliedrigen Erfassung von vielen (im BISS: 15) Facetten.  Große internationale Vergleichsstudien wie jene der OECD zu den Soft Skills von Schüler*innen und Erwachsenen basieren nicht umsonst auf dem Big-Five-Modell. Da unser Ziel mit dem BISS war, ein auf dem aktuellstem wissenschaftlichen Kenntnisstand basierendes und international anschlussfähiges Inventar zur Erfassung von Soft Skills anzubieten, fiel die Wahl auf das Big-Five-Modell.

Welche Alleinstellungsmerkmale zeichnen das BISS gegenüber anderen Big-Five-Verfahren aus?

Das wichtigste Alleinstellungsmerkmal ist: Das BISS misst dezidiert berufsbezogene Fähigkeiten. Herkömmliche Big Five Inventare bilden dagegen allgemeine Eigenschaften ab, die unabhängig vom Kontext sind. Wie wir uns verhalten, hängt aber stark vom Kontext ab: Im Beruf haben wir eine andere Rolle als zuhause oder bei Freunden. Das BISS berücksichtigt dies. Zweitens, das BISS misst nicht nur Neigungen, sondern Soft Skills also z.B. wie belastbar jemand ist. Typische Big-Five Persönlichkeitsinventare bilden Neigungen im Erleben und Verhalten hab, also z.B. ob man eher fröhlich ist. Drittens, das BISS erlaubt eine bessere Vorhersage von beruflichem Erfolg und berufsbezogenen Kriterien als andere Big Five Inventare. Viertens, das BISS ist robust gegenüber Antwortstilen wie Faking (Lügen), Akquieszenz (Ja-Sage-Tendenz) oder extremen Antwortverhalten. Fünftens, für das BISS liegen aussagekräftige Referenzwerte vor, sowohl für die berufstätige Allgemeinbevölkerung als auch exklusiv für Führungskräfte.

Welche Alleinstellungsmerkmale zeichnen das BISS gegenüber anderen berufsbezogenen Soft Skill Verfahren aus?

Das BISS basiert auf dem aktuellsten, wissenschaftlich am besten validierten Modell der Persönlichkeit. Dadurch liefert er ein verlässliches und umfassendes Bild von den Soft Skills einer Person und fokussiert nicht nur auf einzelne Aspekte. Dabei erlaubt das BISS gleichzeitig eine Beschreibung auf der Ebene von fünf globalen Domänen als auch auf der Ebene von 15 spezifischen Facetten. Das ist sehr hilfreich, denn für bestimmte Anwendungsfälle ist relevant, ob eine Person generell diszipliniert ist. Für andere Anwendungsfälle ist relevant differenziert zu betrachten, wie strukturiert, wie zielstrebig und wie verlässlich eine Person ist. Das BISS hat außerdem herausragende psychometrische Eigenschaften, ist in der Durchführung, Auswertung und Interpretation objektiv, die Erfassung der Soft Skills ist sehr genau und die Messungen sind aussagekräftig und erlauben beispielsweise die Vorhersage von beruflichem Erfolg und berufsbezogenen Kriterien. Eine weitere Stärke des BISS v.a. im Vergleich zu vielen anderen berufsbezogenen Verfahren ist die theoretische Fundierung auf dem Big-Five-Modell. Die Skills, die mit dem BISS erfasst werden, basieren nicht nur auf den Ideen von wenigen Personen oder Unternehmen, sondern auf jahrzehntelanger Forschung.

Welche Soft Skills werden mit dem BISS erfasst?

Das BISS erfasst fünf globale Domänen. 

  • Extraversion, die Fähigkeit, sich mit anderen zu vernetzen, sich durchzusetzen und sich und andere zu begeistern
  • Soziale Kompetenz, die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, sich respektvoll zu verhalten und mit anderen vertrauensvoll zusammen zu arbeiten
  • Disziplin, die Fähigkeit, sich zu strukturieren, ehrgeizig Ziele zu verfolgen und verlässlich zu sein
  • Belastbarkeit, die Fähigkeit, produktiv mit Stress umzugehen, einen positiven Blick in die Zukunft zu haben und die eigenen Gefühle im Griff zu haben
  • Geistige Flexibilität, die Fähigkeit und den Antrieb neues zu lernen, die Perspektive zu wechseln und ansprechende Arbeitsergebnisse zu produzieren.

Darüber hinaus kann jede dieser Domänen noch mal in jeweils drei spezifische Facetten unterteilt werden. So kann eine Person, je nach Anwendungsfall entweder entlang der fünf globalen Domänen oder entlang der 15 spezifischen Facetten betrachtet werden.

Welche Normwerte stehen für das BISS zur Verfügung?

Die Antworten einer getesteten Person können mit der berufstätigen Allgemeinbevölkerung zwischen 18 und 67 Jahren verglichen werden. Zusätzlich stellen wir Normwerte speziell für Führungskräfte zur Verfügung.

Wie ist das Verfahren aufgebaut und wie viel Zeit nimmt die Beantwortung in Anspruch?

Die Bearbeitung (mit Auswertung) dauert knapp 15 Minuten. Das BISS besteht aus 90 knappen berufsbezogenen Aussagen. Die Bearbeitung wird von den meisten Befragten als angenehm und unkompliziert erlebt. Das liegt auch daran, dass wir bewusst einfache, alltagsnahe Sprache verwendet haben.

Was ist hinsichtlich der Rückmeldung der Ergebnisse zu beachten?

Die Rückmeldung ist unkompliziert und es müssen keine Besonderheiten berücksichtigt werden. Hilfreich kann sein, darauf hinzuweisen, dass das BISS Selbstauskünfte abbildet, die sich von den Wahrnehmungen anderer Personen unterscheiden können und dass das BISS Skills abbildet, die prinzipiell veränderbar und trainierbar sind.

Was war die größte Herausforderung bei der Entwicklung des BISS?

Die Entwicklung des BISS hat uns viel Freude bereitet, da wir unsere Erfahrungen und Kenntnisse aus vielen Jahren Forschung und diagnostischer Praxis einbringen konnten. Herausfordernd war dennoch, ein Verfahren zu entwickeln, das für verschiedene Berufsgruppen, Personen mit unterschiedlichem Alter, unterschiedlicher Berufserfahrung und unterschiedlichen Bildungshintergrund gleichermaßen geeignet ist. Umso mehr freuen wir uns, dass unsere Validierungsstudien zum BISS zeigen: Dies ist uns offenbar gut gelungen.

Können Sie ein Beispiel nennen, wie der Test erfolgreich in der Personalauswahl, Personalentwicklung, im Training oder Coaching eingesetzt wurde?

Das Verfahren wird derzeit bereits in verschiedenen Kontexten erfolgreich eingesetzt. Coachees berichten, dass die Rückmeldung für Ihre persönliche Entwicklung hilfreich ist. Hochschulen berichten, dass das BISS spätere Studienleistung im Sinne der erzielten Noten erfolgreich vorhersagen kann. Evaluationsstudien zeigen ferner, dass das Abschneiden im BISS auch mit beruflichem Erfolg zusammenhängt.

 

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Prof. Dr. Daniel Danner

Prof. Dr. Daniel Danner, geb. 1983. 2003 – 2008 Studium der Psychologie in Heidelberg. 2011 Promotion. 2012 Associate bei McKinsey & Company. 2013 – 2018 Senior Researcher und Teamleiter bei GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften in Mannheim. Seit 2014 Lehrbeauftragter an den Universitäten Heidelberg und Mannheim. Seit 2018 Professor für Psychologische Diagnostik an der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit in Mannheim. Arbeitsschwerpunkte: Entwicklung von psychologischen Messinstrumenten, Persönlichkeitseigenschaften, kognitive Fähigkeiten.

Dr. Clemens Lechner

Dr. Clemens Lechner, geb. 1985. 2005 – 2011 Studium der Psychologie in Jena und Warschau. 2014 Promotion. 2014 – 2016 Postdoctoral Fellow im International Pathways to Adulthood Programme der Jacobs Foundation. 2016 – 2018 Senior Researcher und seit 2018 Leiter des Teams „Skalenentwicklung und -dokumentation“ am GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften in Mannheim. Seit 2023 Research Lead bei Lepaya Amsterdam (Niederlande). Arbeitsschwerpunkte: Diagnostik, statistische Modellierung und Lebensspannenentwicklung von Persönlichkeit und Kompetenzen, Determinanten von Bildungserfolg und beruflichem Erfolg.

Foto: Lisette Mimms

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  • 28. Oct 2025 , Online
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