DeutschKlinik und Therapie

BDP und Hogrefe – eine gewinnbringende Zusammenarbeit

Im Gespräch mit Gunter Nittel, VPP-Vorstandsmitglied, ehemaliger Vizepräsident des BDP, stellvertretender Vorsitzender der Delegiertenkonferenz, Paola Delgado Klamroth, Beisitzende der Sektion Klinische Psychologie im BDP, Hans-Jürgen Papenfuss, stellvertretender Vorsitzender des VPP und dem Psychologischen Psychotherapeuten Christian Konstantin Krämer.

Zusammenarbeit BDP und Hogrefe Hände im Kreis zusammen Bild: Shutterstock / PeopleImages.com - Yuri A.

Hogrefe und der BDP arbeiten eng zusammen, für dieses Jahr wurde ein besonderes Angebot entwickelt, was beinhaltet dieses Angebot?

Gunter Nittel:
Die Idee ist, dass wir zwischen dem Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen, BDP, und dem Hogrefe Verlag eine Vereinbarung getroffen haben, um einerseits Kolleg*innen, die in den Verband eintreten möchten, ein tolles Zusatzangebot zu bieten, andererseits sie auch neugierig darauf zu machen, welche Möglichkeiten es eigentlich gibt, Tests einzusetzen. Für alle Kolleg*innen, die im Jahr 2025 neu in den Verband eintreten, gibt es das Angebot, dass sie den Zugang zum Hogrefe Testsystem kostenlos bekommen und dazu bis zu 20 Testverfahren. Diese Testverfahren setzen sich aus 4 Wunschverfahren zusammen, für die es dann jeweils 5 Durchführungen gratis gibt.

Welche Vorteile bietet die Nutzung des HTS in Ihren Augen? Welche Testverfahren nutzen Sie beispielsweise besonders häufig? Welche Erfahrungen machen Sie in Ihren Bereichen mit den Tests und der digitalen Anwendung?

Gunter Nittel:
Ich setze ja die Testverfahren vor allem im Bereich Wirtschaftspsychologie ein, zur Unterstützung von Mitarbeitenden, hier ist es auf jeden Fall sehr wichtig und nützlich, die Verfahren einzusetzen, gerade in der digitalen Form im HTS. 

Ich nutze insbesondere den BIP (Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung), auch sehr viel den LMI (Leistungsmotivationsinventar) und auch einige Verfahren zur Feststellung der beruflichen Orientierung für junge Menschen. Den BIP nutze ich oft zur Personalauswahl, aber auch zur Personalentwicklung, den LMI, wenn es darum geht, auf Motivation und auch Leistung zu schauen. Ich finde es außerordentlich praktisch, dass ich für die Teilnehmenden nur einen Link erstellen muss, den ich verschicke. Der Charme dabei ist, dass die Teilnehmenden den Test online bearbeiten können und ich dann automatisch durch die Nutzung des HTS die Ergebnisse bekomme, das ist sehr komfortabel. Es geht auch einfach schneller als ein Test auf Papier. 

Christian Konstantin Krämer:
Eine digitale Nutzung von Testverfahren erleichtert sowohl auf Klient*innen/Patient*innen-Seite, wie auch für mich als Praxisinhaber die Abläufe einer fundierten, psychometrischen Erfassung der Symptomatik. Gerade zu Differenzierung von Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, zur Intelligenzdiagnostik (auch nonverbal und mit adaptiven Testverfahren) ist das HTS gut und verständlich in der Anwendung, vor allem aber mit einer guten - auch grafischen - Auswertung der Testergebnisse - oft in Prozenträngen. 

Zuletzt regelmäßig benutzt habe ich die Conners Skalen zu Aufmerksamkeit und Verhalten für Erwachsene (CAARS) in der deutschsprachige Adaptation der Conners‘ Adult ADHD Rating Scales (CAARS) von C. Keith Conners. 

In unserer digitalen Social Media Welt, werden Aufmerksamkeits-Distraktoren mit Pop-ups programmiert, es ist für viele (junge) Menschen schwierig, die Aufmerksamkeit fokussiert aufrecht zu erhalten. Die Fähigkeiten zur Aufmerksamkeitslenkung und Steuerung der Inhibition verändern sich, pathologisch ist das in vielen Fällen nicht. Viele Anfragen bezüglich einer differenzialdiagnostischen Beurteilung von ADHS erreichen uns in der Praxis.

Paola Delgado Klamroth
Ich bin im klinischen Bereich tätig, und der Arbeitsalltag in einer Klinik kann bereits ziemlich komplex sein und unter großem Zeitdruck stehen. Der Einsatz des Hogrefe-Testsystems ermöglicht es mir, die Testungen meiner Patienten in viel kürzerer Zeit durchzuführen, die Ergebnisse digital zu erhalten und sie bei interdisziplinären Besprechungen anschaulich und professionell zu präsentieren. Außerdem können die Ergebnisse den Patienten fachlich fundiert und verständlich vermittelt werden. Es erleichtert mir die Auswertung und Dokumentationsarbeit erheblich und spart mir vor allem wertvolle Zeit, die ich dann für den Patientenkontakt einsetzen kann.
Aufgrund der deutlichen Zunahme von Depressionen, die sich auch bei unseren Patienten widerspiegelt, führe ich praktisch täglich einen BDI-2-Test durch.  Bei Patienten mit Verdacht auf Demenz verwende ich häufig den MMST. Für die Beratung von Patienten, die sich aufgrund beruflicher Probleme in einer medizinischen Rehabilitation befinden, verwenden wir das AVEM-Profil.

Hans-Jürgen Papenfuß:
Ich habe im Justizvollzug gearbeitet. Und habe die Anwendung von computergestützten Testverfahren als eine sehr sinnvolle Ökonomisierung meine Arbeit angesehen. Frustriert haben mich meine Kollegen, die nur einen Einzelplatz zum Testen haben wollten. Im Justizvollzug war es erforderlich Persönlichkeitsverfahren anzuwenden. Eine Leistungsdiagnostik war eher die Ausnahme.

Die Zusammenarbeit zwischen BDP und Hogrefe hat eine lange Geschichte, wie schätzen Sie die Bedeutung dieser Kooperation aus Ihrer Erfahrung ein?

Gunter Nittel:
Ich selbst arbeite schon sehr lange mit Hogrefe zusammen, ich finde es sehr wichtig, dass die Kolleg*innen sehen, was Hogrefe alles anbietet. Wir vertreten im BDP ja eine große Bandbreite von Psycholog*innen und diese Bandbreite spiegelt sich auch bei Hogrefe wider. Ich glaube, dass es vielleicht doch immer noch einige gibt, die die Testverfahren nicht kennen, nicht wissen, wie bedeutsam und hilfreich sie für ihre Arbeit sind. Daher wäre es wichtig und wünschenswert, wenn wir mit unserem Angebot für Neumitglieder und z.B. auch mit diesem Beitrag darauf aufmerksam machen können.

Abgesehen vom attraktiven Angebot, das wir oben vorgestellt haben: Warum lohnt es sich, sich im BDP zu engagieren?

Gunter Nittel:
Es ist absolut lohnend, Mitglied im BDP zu sein, weil wir berufspolitisch sehr engagiert sind, wir setzen uns momentan z.B. intensiv dafür ein, dass es ein Psycholog*innengesetz geben soll, auch in Zusammenarbeit mit der DGPs. Sehr wichtig ist es uns auch, das Thema Netzwerk weiter auszubauen, also zu fördern, dass sich die Kolleg*innen untereinander vernetzen, hier sind vor allem die Regionalgruppen von Bedeutung. Ganz entscheidend ist unser Service in der Fort- und Weiterbildung, So sparen Mitglieder des BPD z.B. bei Kursen an der Deutschen Psychologen Akademie, die eine Tochter des BDP ist. Die DPA übernimmt auch für einige Zertifizierungen des BDP das Antragsverfahren.

Wir haben viele Angebote für Studierende und Berufsanfänger*innen, aber Beratung und Fort- und Weiterbildungen auch für bereits länger Berufstätige. Der BDP hat die Psychologische Hochschule Berlin mit gegründet, die eine erstklassige universitäre Ausbildung bietet. Praktikumsbörse und Jobbörse sind für die Studierenden sicherlich auch sehr hilfreich.

Paola Delgado-Klamroth:
Es gibt unzählige Gründe, warum es sich lohnt, sich im BDP zu engagieren. Wenn man sich für die Psychologie leidenschaftlich einsetzt und möchte, dass unser Berufsstand weiterhin einen wichtigen Stellenwert in Gesellschaft und Politik einnimmt, kann der BDP einem nur neue Wege eröffnen. Vor allem, wenn man sich mit Fachleuten vernetzen möchte, die diese Werte teilen, bietet der BDP unglaubliche berufliche Vernetzungen. Ich habe interessante Projekte gefunden, die mich motiviert haben, mich zu engagieren; ich durfte Kolleg*innen begegnen, von denen ich viel gelernt habe und es hat meinem Berufsleben außerhalb meines Arbeitsfeldes einen neuen Sinn gegeben.

Hans-Jürgen Papenfuß:
Für mich ist es wichtig, dass es eine berufsständische Vertretung des Berufes Psychologe gibt. Schön wäre die Ausweitung hin zu einer Gewerkschaft, die ja vielleicht auch ganz einfach Bund der Psycholog*innen heißen könnte.

Christian Konstantin Krämer:
Der BDP vertritt Psycholog*innen aus vielen Tätigkeitsbereichen. Sowohl im Human Resources Bereich als auch in der klinischen Tätigkeit als niedergelassener psychologischer Psychotherapeut*in kann eine Bandbreite von HTS Testverfahren zur Unterstützung genutzt werden (z.B. Tests zur klinischen Beurteilung der Symptomatik von Angststörungen / Essstörung etc. ).

In der Gebührenordnung für Ärzt*innen GOÄ und Psychotherapeut*innen GOP werden nun endlich die Durchführungen und Auswertungen einer Testbatterie (bestehend aus mind. 3 Tests) besser vergütet. So ist die Nutzung einer fundierten psychometrischen Testung auch wirtschaftlich für Praxen interessanter - die einfachen, digitalen Abläufe schaffen Zeit für die Patientenversorgung! 

Der BDP ist der Berufsverband, der berufspolitisch wie auch als Netzwerk und zum Austausch unter Psycholog*innen wichtige Themen aus der Gesellschaft und der beruflichen Tätigkeit

in die Öffentlichkeit transportiert und den Informationsaustausch unterstützt. Wir in Münster haben eine gute Vernetzung auch durch den BDP.

 

Herzlichen Dank für das Gespräch!