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Aus SKID wird SCID: Diagnostisches Interview an DSM-5 angepasst

Die strukturierten Interviews zur Diagnostik von Psychischen Störungen und Persönlichkeitsstörungen, SKID-I und SKID-II, wurden an das DSM-5 angepasst. Sie heißen jetzt SCID-5-CV und SCID-5-PD. Zur Neuauflage ändern sich aber nicht nur ihre Namen. Erfahren Sie die wichtigsten Informationen rund um das SCID in unseren FAQs.

Was wird mit SCID-5-CV und SCID-5-PD jeweils erfasst?
Mit dem SCID-5-CV werden die psychischen Störungen erfasst, die am häufigsten im klinischen Alltag auftreten (CV steht für Clinical Version). Persönlichkeitsstörungen sind dabei ausgeklammert. Trotz des Titels „Klinische Version“ kann das Interview auch in der Forschung eingesetzt werden. Solange die Störung, die erforscht werden soll, im Interview enthalten ist.

Die Interviewfragen konzentrieren sich überwiegend darauf, ob die Störungen aktuell vorliegen. Zusatzkodierungen werden nur erfasst, wenn sie für die Diagnosestellung relevant sind. Der Diagnostische Auswertungsbogen beinhaltet für jede Diagnose den zugehörigen ICD-10-CM-Diagnoseschlüssel.

Das SCID-5-PD erlaubt die Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen. Dazu gehören die zehn im DSM-5 enthaltenen Persönlichkeitsstörungen der Cluster A, B und C sowie Störungen der Kategorie Andere Näher Bezeichnete Persönlichkeitsstörung.

Beinhaltet SCID-5-CV die gleichen Module wie der Vorgänger SKID-I?
Nur zum Teil. SCID-5-CV beinhaltet folgende zehn Module:

  • A. Affektive Episoden,
  • B. Psychotische und Assoziierte Symptome,
  • C. Differenzialdiagnose Psychotischer Störungen,
  • D. Differenzialdiagnose Affektiver Störungen,
  • E. Störungen durch Substanzkonsum,
  • F. Angststörungen,
  • G. Zwangsstörung und Posttraumatische Belastungsstörung,
  • H. Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung - Erwachsene,
  • I. Screening für andere aktuelle Störungen sowie
  • J. Anpassungsstörungen.

Zum Teil sind Module des SKID-I entfallen (z.B. das Modul „Essstörungen“) oder wurden neu hinzugefügt („Screening für andere aktuelle Störungen“). Dies entspricht dem Aufbau der amerikanischen Originalversion. Eine vollständige Liste aller im SCID-5-CV enthaltenen Störungen finden Sie im Inhaltsverzeichnis.

Worin unterscheidet sich SCID-5-PD vom Vorgänger SKID-II?
Die Kriterien für Persönlichkeitsstörungen sind im DSM-5 im Vergleich zum DSM-IV gleichgeblieben. Dennoch wurden alle Interviewfragen kritisch überprüft. Teilweise wurden sie umformuliert. Auch wurden neue Auswertungsmöglichkeiten ergänzt. Im SCID-5-PD kann nun ein dimensionales Rating durchgeführt werden. Das Manual wurde komplett überarbeitet. Es beschreibt deutlich detaillierter als der Vorgänger, wie die einzelnen Kriterien beurteilt werden.

Beinhaltet das SCID-5-PD das alternative Persönlichkeitsmodell des DSM-5?
Nein. Hierfür gibt es ein eigenes Interview, das jedoch nur in Englisch verfügbar ist. Es heißt „Alternative Model for Personality Disorders Version (SCID-5-AMPD)“.

Wo wird das SCID eingesetzt?
Das SCID wird verwendet in der

  • klinischen Praxis,
  • Forschung,
  • Ausbildung,
  • Weiterbildung und
  • Fortbildung.

Wer kann das strukturierte Interview einsetzen?
Die Interviews können von Klinikern oder geschultem Fachpersonal aus dem Berufsfeld der psychischen Gesundheit eingesetzt werden. Voraussetzung ist, dass sie mit der DSM-5-Klassifikation und den entsprechenden diagnostischen Kriterien vertraut sind.

Sie setzen bereits SKID-I oder SKID-II ein. Ist es sinnvoll, auf die Neuauflage umzusteigen?
SCID-5-CV und SCID-5-PD sind an die aktuelle Ausgabe des Diagnostischen und Statistischen Manuals psychischer Störungen (DSM-5) angepasst. Damit entsprechen sie der derzeit gültigen Ausgabe des DSM-5. Der Umstieg ist also dringend zu empfehlen.

Warum sollten Sie das SCID überhaupt einsetzen?
Das SCID-5 ist ein internationales Standardinstrument. Das SCID leitet Sie Schritt für Schritt durch den diagnostischen Prozess. Jedem DSM-5-Kriterium sind entsprechende Interviewfragen zugeordnet. Alle wesentlichen DSM-5-Diagnosen werden systematisch beurteilt. Somit ist sichergestellt, dass Ihre Diagnosen vollständig und genau sind. Die Validität ist im Vergleich zu einem klinischen Standard-Interview höher.

Im Forschungsbereich stellen Sie sicher, dass Ihre Diagnosen vergleichbar sind. So erhöhen Sie die Chancen, Ihre Forschungsergebnisse international zu publizieren.

Wie zuverlässig ist die Diagnostik?
Im Manual werden Studien zur Beurteilerübereinstimmung und Reliabilität zu früheren SCID-Versionen aufgeführt. Die Reliabilität schwankt in Abhängigkeit vom Studiendesign, der Basisrate der Störungen, der Teilnehmerpopulation und dem Interviewertraining. Die Reliabilitätskennwerte betragen dabei überwiegend mindestens .70.

Wie lange dauert es, das SCID-5-CV durchzuführen?
Das Interview wird in der Regel in einer Sitzung durchgeführt und dauert zwischen 45 und 90 Minuten. Die Dauer variiert je nach Komplexität der psychiatrischen Vorgeschichte. Es kann bei komplexen Fällen bis zu drei Stunden dauern. In Einzelfällen muss das SCID-5-CV in mehreren Sitzungen durchgeführt werden.

Wie lange dauert es, das SCID-5-PD durchzuführen?
Die durchschnittliche Durchführungszeit des SCID-5-PD liegt bei etwa 30 Minuten. Die Interviewzeit kann verkürzt werden, wenn vorab der optionale Screeningfragebogen eingesetzt wird.

Gibt es ein Mindestalter, ab dem die Diagnostik mit dem SCID-5 sinnvoll ist?
Das SCID-5 ist zugeschnitten auf die Anwendung bei Erwachsenen ab 18 Jahren. Es kann aber auch bei Jugendlichen eingesetzt werden, mit geringen Änderungen bei der Formulierung der Fragen. Eine Version speziell für Kinder und Jugendliche gibt es derzeit nicht.

Gibt es Seminare in denen der Umgang mit dem SCID gelernt und geübt werden kann?
Ja. Der Hogrefe Verlag veranstaltet regelmäßig Trainings zum SCID. In den eintägigen Seminaren bekommen Sie Informationen zu Theorie, Inhalt und Anwendung des SCID-5-CV und des SCID-5-PD. Seminardetails und Termine finden sie in unserem Fortbildungsbereich. JE / Hen