FRAKIS und FRAKIS-K sind Elternfragebögen zur Erhebung des Sprachstandes bei Kindern im Alter von 1;6 bis 2;6 Jahren. Bei langsamer Sprachentwicklung können die Fragebögen auch bei etwas älteren Kindern eingesetzt werden. FRAKIS-K ist die Kurzform des FRAKIS und eignet sich besonders für die Anwendung in der Kinder- und Jugendarztpraxis im Rahmen der U7 Vorsorgeuntersuchungen. Falls ausführlichere Informationen über den Sprachstand erforderlich sind, kann der Einsatz des langen FRAKIS in einer Beratungsstelle oder logopädischen Praxis erfolgen. Neben dem Einsatz in der Frühdiagnostik können die Fragebögen für Forschungszwecke – insbesondere bei großen Stichproben – und bei älteren Kindern mit Beeinträchtigungen eingesetzt werden.
Mit FRAKIS-K und FRAKIS kann beurteilt werden, ob ein Kind innerhalb des Normbereichs der frühen Sprachentwicklung liegt oder zu den „späten Sprechern“ gehört. FRAKIS besteht aus einem Wortschatzteil und einem Grammatikteil. Die Wortschatzliste enthält 600 Wörter, die dem Wortschatz kleiner Kinder entsprechen. Der Grammatikteil besteht aus einem Teil zur Flexionsmorphologie, der die grammatischen Paradigmen abfragt, deren Erwerb typischerweise während der frühen Sprachentwicklung beginnt. Die grammatischen Strukturen werden anhand von Beispielen aus der Kindersprache überprüft. In einem weiteren Teil wird anhand von Satzbeispielen der Stand der Satzbildung erfragt. Zusätzlich zur Beurteilung eines Kindes relativ zur Altersnorm ermöglicht FRAKIS ein individuelles Spracherwerbsprofil und zeigt somit die Stärken und Schwächen im Grammatikstand auf.
FRAKIS-K besteht aus einer Wortschatzliste von 102 Wörtern und drei Fragen zum Stand der Grammatik. Die 102 Wörter sind diejenigen aus der Wortschatzliste von 600 des langen FRAKIS, die optimal zwischen Kindern mit langsamer und schneller Sprachentwicklung unterscheiden. Die Antworten auf die drei einfachen Fragen zur Grammatik im FRAKIS-K korrelieren hoch mit Maßen der ausführlichen Erfassung des Grammatikstandes durch den FRAKIS.
Die interne Konsistenzanalyse ergab für den FRAKIS ein Cronbachs Alpha für die Wortschatzskala von .99 und für die Satzkomplexitätsskala von .97. Für den FRAKIS-K liegt Cronbachs Alpha bei der Wortschatzskala ebenfalls bei .99. Die Split-half-Reliabilität der Wortschatzskala beträgt korrigiert nach Spearman-Brown für den FRAKIS .99 und für den FRAKIS-K .95. Die Test-Retest-Reliabilität (Zeitraum 8 bis 10 Tage) der drei Skalen Wortschatz, Flexion und Satzkomplexität des FRAKIS liegt bei 60 Kindern zwischen .96 und .99 und nach Herauspartialisierung des Alters zwischen .87 bis .95.
Die Validität des FRAKIS wurde anhand einer Korrelation zwischen Wortanzahl und der Wortschatzskala von .83 sowie dem Zusammenhang zwischen dem MLU und der Flexionsmorphologie bzw. der Satzkomplexität von .85 bzw. .82 nachgewiesen. Die Valdität des FRAKIS-K wird durch eine Übereinstimmung von .94 (Wortschatzskala) mit dem FRAKIS bestätigt.
FRAKIS ist an einer Stichprobe von 1.240, FRAKIS-K an einer Stichprobe von 1.174 Eltern von Kindern im Alter von 1;6 bis 2;6 Jahren normiert. Für beide Fragebögen liegen Altersnormen für 13 Altersgruppen in monatlichen Abständen von 1;6 bis 2;6 Jahren vor. Altersnormen werden für Mädchen und Jungen getrennt und für beide zusammen angegeben. Beim Einsatz von FRAKIS und FRAKIS-K bei Kindern älter als 2;6 Jahre können gemäß dem Verfahren von Bishop (1997) die Normen für jüngere Kinder herangezogen werden.
FRAKIS: je nach Sprachstand des Kindes 15 bis 45 Minuten. FRAKIS-K: je nach Sprachstand des Kindes 5 bis 10 Minuten.
In 2., korrigierter Auflage Auflage seit 2014 lieferbar.
2009