Schule und Entwicklung

AID 3-Roadshow 2019

Seit vielen Jahren gehört der AID zu den etablierten Intelligenztests für Kinder und Jugendliche. Dabei ist er nach wie vor der einzige adaptive Intelligenztest in diesem Bereich. Der Autor, Professor Kubinger, reist dieses Jahr durch Deutschland und Österreich und bietet an vielen verschiedenen Standorten kostenfreie Workshops zum AID 3 an. Wir haben mit ihm über seine Erfahrungen bei der „AID 3-Roadshow“ gesprochen.

Was denken die Anwenderinnen und Anwender über den AID 3? Welche Fragen beschäftigen sie am häufigsten?
Auf Fortbildungsveranstaltungen zum AID 3 und auch bei der Roadshow zeigt sich immer wieder, dass die Anwenderinnen und Anwender vom Konzept des adaptiven Testens überzeugt sind und berichten, dass Kinder motivational dadurch sehr gestützt werden. Was FAQs betrifft tauchen eigentlich nur Fragen auf, die mit dem Fallbuch AID (Kubinger & Holocher-Ertl, 2012) leicht beantwortet werden können. Dort gibt es auch ein eigenes Kapitel zu „FAQs“.  

Für welche Fragestellungen wird der AID 3 in der Praxis am häufigsten eingesetzt?
Grundsätzlich für alle Fragestellungen im schulbezogenen Anwendungsbereich. Interessanterweise ist wenig bekannt, dass der AID 3 durch das adaptive Testen insbesondere im unteren Leistungsbereich (je Altersstufe) wesentlich genauer misst (und damit besser differenziert) als Konkurrenzprodukte. Die breite Palette von Anwendungsmöglichkeiten wird auch im Fallbuch AID beispielhaft demonstriert.

Der AID 3 bietet viele Möglichkeiten, sodass nicht immer alle Optionen voll ausgeschöpft werden. Welche Anwendungen werden häufiger mal übersehen, obwohl sie sehr nützlich sein können?
Es zeigt sich, dass Praktikerinnen und Praktiker manchmal nicht über die besonderen Vorteile des AID 3 informiert sind, nämlich den Einsatz von Parallelformen bei Wiederholungstestungen, den Einsatz von Kurzformen je Untertest (bei etwas geringerer Messgenauigkeit), die mögliche Verwendung von sprachfreien Instruktionen bei den manuell-visuellen Untertests oder die mögliche Verwendung von altersgemäß leichteren oder schwierigeren Aufgaben.

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Sie empfehlen grundsätzlich eine Betrachtung des gesamten Testleistungsprofils. Welche Vorteile hat dies?
Erst durch die Feststellung intraindividueller Stärken und Schwächen ist eine förderungsorientierte Diagnostik möglich. Kennt man alle Ressourcen genau, können mögliche Schwächen durch spezifische Förderprogramme verbessert oder egalisiert werden, oder es kann zumindest deren progressive Entwicklung entschleunigt werden.

In der Praxis wird für Gutachten oder Stellungsnahmen meist ein „Gesamt-IQ“ gefordert. Wie kommt es dazu?
Trotz gegebener Überzeugung der Praktikerinnen und Praktiker, dass der IQ als ein Durchschnittsmaß keine förderungsorientierte Diagnostik ermöglicht, wird von ihnen seitens zahlreicher Behörden ohne tiefgehende psychologische Fachkompetenz erwartet, eine solche „einzige Zahl“ als Diagnose zu stellen. Weder inhaltlich noch testtheoretisch wird aber diese Zahl den festgestellten Leistungen eines Kindes oder Jugendlichen gerecht. Dennoch kann auch im AID 3 ein Gesamt-IQ angegeben werden, um der häufigen Forderung nach diesem Wert nachkommen zu können.

Prinzipiell kann man einige Untertests des AID 3 auch sprachfrei durchführen, z.B. wenn man Kinder mit Migrationshintergrund testet. Worauf sollte man dabei achten?
Wenn Kinder und Jugendliche ohne ausreichende Deutschkenntnisse mit dem AID 3 getestet werden sollen, ist ein Einsatz der manuell-visuellen Untertests mit den angebotenen sprachfreien Instruktionen zu empfehlen und jeder Testung, die umfassende Sprachkenntnisse voraussetzt, vorzuziehen; andernfalls wird die (fluide) Intelligenz der Betroffenen unkalkulierbar unterschätzt. Allerdings ist bei einer solchen Begutachtung deutlich zu machen, dass die sprachlichen Komponenten der Intelligenz eben nicht abgedeckt werden können. Übrigens gibt es mit dem AID 3-English (Kubinger, 2017) eine Version, die auch für in deutschsprachigen Ländern lebende Kinder und Jugendliche gültig ist, die durchgehend in Englisch unterrichtet werden. 

Seit 2017 ist die Anwendung des AID 3 durch das Testleiterprogramm AID_3_tailored noch einfacher geworden. Welche Vorteile bietet der Einsatz des Testleiterprogramms genau?
Es handelt sich dabei um eine computerunterstützte Version, d.h. der Testleiter oder die Testleiterin wird vom Computer durch den Test geleitet: Die Testperson selbst arbeitet nicht am Computer, sondern mit den üblichen Testmaterialien! Durch die Verwendung des Computers ist es technisch möglich, jeder Testperson nach jeder bearbeiteten Aufgabe je Untertest diejenige Aufgabe als nächstes vorzugeben, welche zur Schätzung des gesuchten Fähigkeitsparameters am informativsten ist. Zum Beispiel bedeutet das für alle Untertests, bei denen in der originalen Version jeweils 3 mal 5, also 15 Aufgaben vorgegeben werden, dass nunmehr zumeist 11 bis 12 Aufgaben ausreichen, um dieselbe Messgenauigkeit zu erreichen. Die Zeitersparnis durch das Testleiterprogramm AID_3_tailored beträgt folglich für die gesamte Testbatterie bis zu 20 Minuten. Angenehmer Nebeneffekt ist, dass der Testleiter oder die Testleiterin nicht mehr selbst den Übergang zu den nächsten Aufgaben nachsehen muss, sondern vom Computer direkt zur nächsten Aufgabe weiterverwiesen wird; und mit Ende der Testung liegt auch die gesamte Auswertung mit allen Kennwerten sofort am PC vor.

Prof. Dr. Klaus D. Kubinger

Klaus Kubinger war bis 2012 Professor für Psychologische Diagnostik und Leiter des Arbeitsbereichs Psychologische Diagnostik an der Universität Wien.

Seine Forschungsschwerpunkte sind Modellentwicklungen in der Item-Response-Theory (IRT) sowie die globalisierte Intelligenztestung.