Lernen Sie unsere beiden neuen Testverfahren zur Beschwerdenvalidierung in der Medizinpsychologie kennen: das SIRS-2, die deutschsprachige Adaptation des Structured Interview of Reported Symptoms in der zweiten Auflage und das SRSI (Self-Report Symptom Inventory), ebenfalls in der deutschen Version.
Das Ziel beider Verfahren ist es, vorgetäuschte Symptome aufzudecken. Sie eignen sich zum Einsatz in der klinischen Psychologie, Psychiatrie und der forensischen Psychologie. Die Durchführung kann ab 18 Jahren erfolgen.
SIRS-2
Beurteilung von Antwortverhalten und der Beschwerdenvalidität bei Fragestellungen der klinischen Psychologie, Psychiatrie oder der forensischen Psychologie. Das Verfahren zielt darauf ab, authentisches von verfälschtem Antwortverhalten zu unterscheiden.
SRSI
Feststellung negativer Antwortverzerrungen in einer Untersuchung, namentlich einer überhöhten und/oder ausgeweiteten Beschwerdenschilderung, die, wenn sie vorliegt, die subjektiven Angaben des Probanden als unzuverlässig ausweist.
SIRS-2 ist ein strukturiertes Interview-Verfahren und verwendet verschiedene Strategien zum Aufdecken des Vortäuschens. Es enthält folgende Skalen: seltene Beschwerden, Symptomkombinationen, unglaubhafte oder absurde Beschwerden, offenkundige Beschwerden, subtile Beschwerden, Selektivität der Beschwerden, Schweregrad der Beschwerden, geschilderte vs. beobachtete Beschwerden.
Bearbeitungsdauer: SIRS-2 (Interview)
Ca. 30 bis 45 Minuten
SRSI ist ein Selbstauskunfts-Fragebogen und arbeitet mit einer Gegenüberstellung von echten Beschwerden (z.B. kognitiv, depressiv, Schmerz, Angst) und Pseudobeschwerden (z.B. kognitiv, motorisch, sensorisch, psychisch), um Täuschung aufzudecken.
Barbeitungsdauer: SRSI (Fragebogen)
Ca. 10 bis 15 Minuten
Als Maße der Konstruktvalidität wurden für die dt. Validierung Korrelationen zwischen den Hauptskalen des SIRS-2 und dem Strukturierten Fragebogen Simulierter Symptome (SFSS; mittleres r = .80) sowie dem Word Memory Test (WMT; mittleres r = –.69) ausgewiesen.
Zahlreiche Studien belegen eine zufriedenstellende konvergente, diskriminante und differenzielle Validität des SRSI. Hohe Korrelationen wurden übereinstimmend zwischen der Zahl der Pseudobeschwerden und dem Strukturierten Fragebogen Simulierter Symptome (SFSS) ermittelt.
Bei beiden Verfahren erfolgt die Bewertung grenzwert- bzw. klassifikationsbasiert anstatt normbasiert.
Das deutsche SIRS-2 verfügt, wie das amerikanische Original, über hohe Effektstärken der Skalen zur Differenzierung authentischen und verfälschten Antwortverhaltens (d = 1.76 – 3.29). Das SIRS-2 gewährleistet über die Skalen eine hohe Interrater-Reliabilität (mittleres r = .99). Hinsichtlich der Klassifiationsgüte ist eine hohe Spezifität hervorzuheben (Sensitivität 87.69 %, Spezifität 97.44 %).
Beim SRSI wurden bei der internen Konsistenz der Summenskalen sehr gute Werte im Bereich von .92 bis .95 geschätzt, bei zufriedenstellenden Werten für die Einzelskalen. Die Retest-Reliabilität (N = 30, Testwiederholung nach 14 Tagen) lag bei .87 für die Zahl der angegebenen Pseudobeschwerden und bei .91 für die Zahl der genuinen Beschwerden.
Länggass Strasse 76
3012 BernSuboptimales Testverhalten, das unterschiedlichen Ursachen entspringen kann, ist als eine der größten Gefahrenquellen für die Validität neuropsychologischer Testdaten zu benennen und tritt insbesondere in gutachterlichen Kontexten auf. Mit der zunehmenden Anerkennung neuropsychologischer Sachverständiger in zivil-, sozial- und strafrechtlichen Kontexten ist auch die Frage der Unterscheidung von gültigen und ungültigen Testprofilen wichtiger geworden.